27. Juli 2014

Paninaro

Wetten, Ihr wisst nicht, was sich hinter dem Begriff Paninaro verbirgt? Bei Paninaro handelt es sich um einen italienischen Streetstyle der frühen Achtzigerjahre, der mit dem deutschen Popper- und dem amerikanischen Preppy-Stil der damaligen Zeit nur unzureichend beschrieben werden kann!

Die Quintessenz des Paninaro-Stils bestand aus Jeans in eher heller Waschung, die relativ weit hochgekrempelt waren, damit man die wirklich unverzichtbaren Burlington-Socken sehen konnte. Entweder Burlington-Socken oder keine Socken, das war die Devise! Schuhtechnisch trug man Timberlands und zwar entweder die Bootsschuhe oder die knöchelhohen Schnürboots. Dazu ein Hemd oder eine Bluse, darüber ein Sweatshirt von Best Company oder einen um die Schultern gelegten Strickpulli mit Rundhalsausschnitt in rot oder vielleicht dunkelblau sowie gegebenenfalls eine Moncler-Daunenjacke. Paninaro war quasi ein Über-Stereotyp des klassischen italienischen Freizeit-Stils.

Bilder sind aus dem Internet zusammengeklaut. Urheberschaft unklar. Obwohl alle Paninaro-Insignien auf den Bildern vertreten sind, sehen die jungen Leute seltsam jetztzeitig aus. Gibt es in Italien etwa ein movimento neo paninaro?

Ich kenne mich in dem Metier übrigens deswegen so gut aus, weil ich mich in den frühen und den Mittachtzigern in Sachen Schüleraustausch das ein oder andere Mal in einer süditalienischen, genauer apulischen Kleinstadt aufhielt, wo ich mit zahlreichen Paninari zusammentraf. Roberta Q. beispielsweise war eine entschiedene Paninaro-Anhängerin und hatte ihr Zimmer mit Wham!-Plakaten tapeziert – George Michael und Andrew Ridgeley von Wham! waren neben den Mitgliedern von Duran Duran die Stilvorbilder der Paninari.

Ein anderes Mal war ich bei Ilaria Z. zu Gast, deren Freund ein Moto hatte. Bei uns hießen die Dinger Enduro oder Achtziger (bzw. Achtzger, ich komme aus Süddeutschland) und sahen ein bisschen so aus wie Geländemaschinen. Natürlich wurden in den Achtzigern in Italien nach wie vor Vespas gefahren, aber die Paninari fuhren Moto. Ilaria Z. konnte zum Glück einen anderen Typen organisieren, der ebenfalls ein Moto hatte, und so heizten wir zu viert durch die süditalienische Kleinstadt mit um die Schulter gelegten Pullis und ohne Helm. Helm tragen war seinerzeit per Gesetz verboten in Italien, glaube ich, denn man kann mit Helm unmöglich bella figura machen, was ja wiederum eine Art Grundrecht, aber auch ein Grundgesetz ist in Italien.

Meine Schulfreundinnen und ich fanden den Paninaro-Stil echt stark und haben jedesmal aufs Neue versucht, ihn aus der süditalienischen in die süddeutsche Kleinstadt zu transferieren, was uns aber natürlich nicht gelang. Grund: Überall außerhalb Italiens sehen um die Schulter gelegte Pullis einfach Panne aus! Geblieben aus dieser Zeit ist mir aber noch ein Haaruntensil. Man kann das nicht mehr richtig sehen, aber da stand mal Fiorucci drauf! Fiorucci!! Ihr wisst Bescheid, oder?

Eine Haarspange von Fiorucci muss man erst mal haben

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19. Juli 2014

Unendlicher Blusenspaß

Neulich in Mitte, Arbeit. Es war Freitag, es war sehr heiß und ich trug – anders als sonst – keine Bluse, sondern lediglich ein weißes T-Shirt zu meinem Rock. Großer Fehler! Ich lief den ganzen Tagen mit dem unangenehmen Gefühl durch die Gegend, nicht richtig angezogen zu sein, ja, in Unterwäsche herumzulaufen.

gelb/weiß-gestreifte Bluse: Caliban

Was wahrscheinlich daran lag, dass weiße T-Shirts für mich in der Tat in die Kategorie Unterwäsche gehören beziehungsweise mir als Scharnier, als Bindeglied zwischen Unterwäsche und Oberbekleidung dienen: Erst kommt die Unterwäsche mit allen dazugehörigen Items – ausschließlich weiß –, darüber ein weißes T-Shirt und dann die jeweilige Oberbekleidung.

Bluse mit stilisiertem Stadtplan von Paris: Carven

Unterwäsche sollte immer weiß sein, finde ich, aber natürlich darf und soll jede und jeder die Unterwäsche tragen, die ihm/ihr gefällt. Meine Nachbarin zum Beispiel, die ich gerade eben vom Balkon aus beim Wäscheaufhängen beobachte, trägt ausschließlich schwarze Unterwäsche, das kann ich mit einiger, wenn nicht gar hundertprozentiger Sicherheit sagen.

Bluse mit großen weißen Punkten: Nora von Mendelssohn

Es ist allerdings auch nicht so, dass ich ausschließlich Blusen trage, ich trage nur fast ausschließlich Blusen! Mein weißes Goethe-T-Shirt beispielsweise, das ich durch Aufbügeln der ersten Verse eines Goethe-Gedichtes aus der Kategorie Unterwäsche in die Kategorie Oberbekleidung transferiert habe, ziehe ich recht oft an, weil sich in ihm Bildungsbürgertum und edgy- beziehungsweise whimsy-ness vereinen, eine Kombo, die man auch nicht alle Tage trifft!

Bluse mit kleinen weißen Punkten: Milano

Aber es stimmt schon, ich liebe Blusen. Die fünf Neuzugänge in meiner Sammlung seht Ihr hier. Unendlicher Blusenspaß here we go! Im Hintergrund: Ein Kachelofen aus der guten alten Zeit.

Bluse mit Blumen: Seidensticker

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