28. August 2013

Von Badeanzügen und Businesskostümen

Ich darf mich seit Neuestem als die Person rühmen, die es geschafft hat, alle Outfits von Holly Harwood aus der Fernsehserie Dallas herauszusuchen, herauszukopieren und zu archivieren. Inklusive Bikinis, Badeanzüge und Morgenmäntel! War aber gar nicht so schwer, denn als supporting cast kommt Lois Chiles in der Rolle der Holly Harwood in gerade mal 38 von insgesamt rund 350 Dallas-Folgen vor.

Lois Chiles spielte von 1982 bis 1983 in Dallas mit und war wenige Jahre zuvor, nämlich 1979, das Bond-Girl Dr. Holly Goodhead in Moonraker – dem Bond, bei dem sich die Fachwelt uneins ist, ob es sich um den besten oder den miesesten 007 aller Zeiten handelt.

Holly Goodhead dort, Holly Harwood hier.
Erst CIA-Agentin, dann CEO von Harwood Oil.

Merkt Ihr was? Das ist Absicht und wird natürlich in einer Folge verbraten:


Holly hat Harwood Oil geerbt und muss sich nun als absoluter Neuling im Ölgeschäft behaupten. Zunächst glaubt Holly, sie könne ihr Öl-Imperium vom Tennisplatz, vom Swimming Pool und von ihrer Yacht aus leiten, weswegen man Holly in den ersten paar Folgen eigentlich ausschließlich im Badeanzug, im Bikini oder in Tennisklamotten sieht.


Gefundenes Fressen für J.R. Ewing, den sie dummerweise als Berater und stillen Teilhaber engagiert hat. Ehe Holly sich versieht, gehört Harwood Oil nicht mehr ihr, sondern J.R. Oh no!


Was nun? Schnell raus aus dem Pool, runter vom Tennisplatz und in von Herrenbekleidung inspirierten Businessklamotten Harwood Oil zurückerobern!





Nichts gegen Bikinis und Badeanzüge (der schwarz/weiß-gestreifte oben ist wirklich sehr hübsch), aber Riesenblazer, Krawatten und Nadelstreifenkostüme gefallen mir deutlich besser. Außerdem bemerkenswert: Holly scheint natürliches big hair zu haben. Mit diesen Naturlocken wirkt sie im Vergleich zu den anderen Dallas-Ladies mit ihren aus heutiger Sicht übertrieben aufgewellten, hochtoupierten, geföhnten und zurechtgemachten Haaren äußerst natürlich, geradezu jugendlich. Findet Ihr nicht auch?

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25. August 2013

A Pretty Good Deal

So gern ich mir Fashion-Hauls auf Youtube anschaue – beim Bügeln, um billige Zerstreuung zu suchen oder einfach so – muss ich doch feststellen: Die meisten Hauls sind unkuckbar. Wer will schon den tausendsten Primark-Haul mit den ewig gleichen 3-Euro-Billigshirts sehen? Ich nicht!


Deshalb gefallen mir die Hauls der Zwillingsschwestern Melissa und Stephanie Valenzuela aus Arizona/USA so gut, zwei „avid thrift shoppers“, wie sie sich selbst nennen.


Ich mag, wie ausführlich und detailverliebt die beiden jedes Kleidungsstück, jeden Schuh besprechen, den sie vorstellen. Ich mag den Zwillingsschwestern-Pingpong-Kommunikationsstil. Ich mag, dass beide einen unterschiedlichen Geschmack haben: Stephanie, der Boho-Neo-Hippie, und Melissa, der leicht schräge Edel-Tomboy.


Wichtig: Man sollte Fashion-Hauls immer in einer anderen Sprache als der Muttersprache ansehen, denn es wird in diesen Videos einiges an Mist geredet. Eine Fremdsprache, bei der man, auch wenn man sie beherrscht, nicht alle Nuancen versteht, schafft da angenehme Distanz!


Wer also ein bisschen sinnvoll prokrastinieren möchte, schaue sich die Videos von Steph und Mel an. Die besten Hauls findet Ihr hier, hier, hier und hier sowie hier.


Es ist natürlich ein jenseitsmäßiger Riesenquatsch, dass ich mich gerade wie eine Grande Dame der Internetfashionszene fühle, die generös auf ihrem Blog dem Nachwuchs ein bisschen Raum gibt. Ich mit meinen sieben Lesern und Stephanie und Melissa, deren Kanal „The Fashion Citizen“ weit über 180.000 Abonnenten hat, und zwar zu Recht!

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15. August 2013

Modebloggen

Wenn ich eine richtige Fashionbloggerin wäre, dann gäbe es hier eine Kategorie, die hieße „Neuzugänge“ oder „Neu in meinem Kleiderschrank“ oder – ich wäre ja eine echte Modebloggerin – „new in“. In dieser Rubrik würde ich Euch zeigen, was ich mir so an neuen Klamotten gekauft habe wie zum Bespiel einen kleinen weißen Strickpullover mit blauen Rändern und einem niedlichen roten aufgenähten Täschchen sowie eine weiße Bluse mit neonorangefarbenen Punkten und einer dekorativen Riesenschleife am Kragen.

Bluse: Bellerose, Pullover: Blancs Manteaux Paris

Des Weiteren gäbe es, wäre ich eine wirkliche Fashionbloggerin, eine Rubrik mit dem Titel „Wunschliste“ bzw. „wish list“ oder „current wish list“. Unter diesem Label würde ich Euch berichten, dass ich vorhabe, ein paar Tage zu verreisen, meine Reisetasche allerdings kaputt ist und ein neuer Weekender her muss und dass ich zu gern eine dieser travel bags von Goyard hätte, um endlich einmal auf international anerkannte Weise stilvoll übers Wochenende verreisen zu können. Die Goyard-Reisetasche in meiner „wish list“ wäre grün und natürlich mit meinen Initialen versehen. Ein unpersonalisierter Goyard-Weekender käme nicht in Frage! Und ein Overnighter wäre zu klein – personalisiert wie unpersonalisiert.

Reisetasche: Goyard

Und nicht zuletzt wäre es meine oberste Modebloggerpflicht, Euch unter der Kategorie „Trends“ oder vielleicht „trend watch“ nicht nur darüber zu unterrichten, dass auch diesen Winter wieder dicke Pullis en vogue sein werden, nein, ich würde Euch in dieser Kategorie auch die drei schönsten Pullis der kommenden Saison vorstellen!

J.W. Anderson, Marni, Sonia Rykiel

Leider bin ich keine richtige, sondern nur eine heimliche Fashionbloggerin – Ihr werdet also all diese wichtigen Informationen nie erhalten! Schöner Mist, oder?

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3. August 2013

Das Charlie-Girl

Früher hieß es „In Amerika gibt es alles“, heute sagt man „Im Internet gibt es alles“. Das stimmt aber gar nicht. Es gibt überhaupt nicht alles im Internet! Es gibt zum Beispiel keine essayistisch-geistreiche Abhandlung über das Charlie-Girl von Revlon. Und dabei würde ich das so gern lesen!




Das Charlie-Girl, das ab 1973 in Riesenschritten allein durch New York, Paris und London spaziert. Und zwar in Hosen. Angeblich war die Charlie-Anzeige die erste Parfumwerbung, in der eine Frau in Hosen vorkommt. [Nicht etwa, dass davor Männer in Röcken abgebildet gewesen wären!]




Das Parfum Charlie wurde 1973 von Revlon in Reaktion auf die gesellschaftlichen Veränderungen auf den Markt gebracht: Women’s liberation movement war in vollem Gange, Geschlechterrollen veränderten sich. Portraitiert wurden in der Charlie-Kampagne junge, selbstbewusste Frauen, die ein unabhängiges Leben führen und sogar allein in Bars gehen – Frauen, die Hosen tragen!




In einem Artikel mit dem gewagten Titel A Fragrance to Empower Women: The History of “Charlie” von Deirdre Bird, Helen Caldwell und Mark DeFanti vom Providence College, Rhode Island, USA, aus dem Jahre 2011 heißt es:

Revlon created “Charlie” for a contemporary and younger woman. It epitomized the lifestyle approach and trend towards a more casual, everyday fragrance. “Charlie’s” advertising theme featured a liberated woman model […] in a pant suit, confidently striding down a New York street, epitomizing a chic New York woman, interested in fashion, but not its slave. She had her own style and was her own woman. This advertisement was a major departure from classic perfume advertisements featuring glamorous women in evening attire. The common perfume appeals of romance, glamour and status were nowhere to be found in a “Charlie” advertisement. Importantly, the “Charlie” girl had selfconfidence, with interests and a life of her own. She was not longing to attract a man. “Charlie” was aimed at women who see fragrances as a fun and pleasurable item, not a sex appealer. The fragrance reflected the social trends of the early-to mid-1970s, embracing both the youth culture and the women’s movement. It ushered in an important new trend: the lifestyle fragrance.




Ich bin übrigens sehr froh, dass all die Frauen damals auf die Marketingstrategie von Revlon reingefallen sind und Charlie zu einem weltweiten Superseller gemacht haben. Nur deswegen gibt es all die tollen Charlie-Anzeigen und Charlie-TV-Spots, die ich mir jetzt so gern anschaue! Und die Ihr Euch jetzt auch anseht: Hier und hier zwei Werbespots aus den Siebzigern mit Shelley Hack. In den Achtzigern war sogar Sharon Stone ein Charlie-Girl (im Hintergrund singt Cindy Lauper), in den Neunzigern waren es Cindy Crawford und Linda Evangelista.




Interessant finde ich: Als Chloé vor zwei, drei Jahren das Parfum Love, Chloé herausbrachte, war der Spot dazu eine eindeutige Hommage bzw. geradezu eine Liebeserklärung an das Charlie-Girl, schaut mal hier! Ist etwa das, was das Charlie-Girl in den Siebzigern und Achtzigern war, heute das Chloé-Girl? Das legendäre Chloé-Hosenvideo legt dies nahe.

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