27. Dezember 2012

Dicke Pullis

Seit einiger Zeit sind ja sogenannte statement sweaters – vulgo dicke Pullis – wieder in. Eine kurze Recherche in der einschlägigen Literatur zeigt jedoch, dass durchaus Uneinigkeit darüber herrscht, was ein statement sweater eigentlich genau ist. Für manche, beispielsweise für mich, ist es einfach der klassische übergroße dicke Pulli, für andere ist es ein Pulli mit einem Schriftzug, also einem Statement, und/oder einem witzigen Motiv und wiederum andere definieren statement sweater als Pulli mit auffallendem Muster. Es herrscht ein völliges Durcheinander. Und überhaupt: Sind statement sweaters eigentlich die rechtmäßigen Erben der statement necklaces oder muss man sie eher in Abgrenzung zu den Cardigans sehen? Oder waren vorher eventuell dünne Pullis in und deswegen sind jetzt dicke Pullis angesagt? Fragen über Fragen. Ich muss noch viel lernen.

Aber egal! Fakt ist, dass ich seit genau 20 Jahren einen dicken Pulli mit mir herumschleppe und das Herumschleppen hat sich offensichtlich gelohnt, denn dicke Pullis sind jetzt wieder in.

Pullis konnten damals nicht dick und nicht groß genug sein

Der Pulli ist von Oilily und wurde von mir 1992 für damals völlig durchgeknallte 280 DM gekauft. Ende der Achtziger/Anfang der Neunziger war ich verrückt nach dem Zeug von Oilily und für alle, die dicke Pullis liebten, war Oilily die Adresse. Ich besaß von Oilily außerdem eine Jeansjacke mit grünem Feincordkragen, kariertem Innenfutter (ich glaube, die Taschen waren rot paspeliert) sowie eine khakifarbene Jacke mit abnehmbaren Ärmeln, blauen aufgesetzten Taschen und orangefarbener Kapuze. Das Innenfutter war natürlich auch schön. Das Innenfutter war immer schön bei den Oililysachen! Getragen habe ich die Sachen bis maximal 1994, die Oilily-Phase war vorbei und außerdem setzte sich ja dann dieser reduzierte clean chic durch, wenn ich mich nicht völlig täusche. Oilily war total out of time und machte allenfalls mit hässlichen Taschen oder süßlichen Kinderparfums von sich reden. Fortan war diese Marke ein absolutes no go für mich und ist es bis ungelogen exakt heute gewesen.

Gerade eben dachte ich mir nämlich, jetzt, wo Du den Pulli ausgegraben hast, könntest Du eigentlich mal schauen, was Oilily heutzutage so macht. Das wäre nur fair! Gesagt, getan, und siehe da: Die Taschen sind immer noch hässlich und die Parfums wahrscheinlich immer noch zu süß, aber die Klamotten, die Klamotten sind schön! Mir gefällt Oilily wieder. Irre.


Alle Fotos von hier (außer meine eigenen natürlich, ahahaha).

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16. Dezember 2012

Blusen

Ich bin ein Blusentyp! Damit will ich sagen, dass ich nicht nur sehr gern Blusen trage, sondern darüber hinaus eine erkleckliche Blusensammlung besitze. Gern würde ich schreiben, dass ich schon immer ein Blusentyp war, dies stimmt jedoch möglicherweise nicht. Ich glaube, ich war auch mal ein Hemdentyp und ein Rollkragenpullityp. Was ich aber definitiv bin, ist ein Hochgeschlossen-Typ.

Ein Blusentyp zu sein, sollte man meinen, ist nichts besonders spezielles oder ungewöhnliches, aber, ayayay, wenn man bei Google „Blusentyp“ eingibt, wird man gefragt „Meinten Sie: blusenset“ beziehungsweise „Meinten Sie: blusentop“. Nein, ich meinte Blusentyp, denn ich bin ein Blusentyp!

Wenn man darauf insistiert, nach „Blusentyp“ recherchieren zu wollen, stößt man hauptsächlich auf Texte, in denen Leute mitteilen, dass sie ja eher nicht sooo der Blusentyp sind, was aber völlig in Ordnung ist – Hauptsache man weiß, wo man der Typ für ist und wofür nicht.

Wieso es extrem wichtig ist zu wissen, wofür man der Typ ist und wofür nicht, liest man am besten in Andy Warhols „The Philosophy of Andy Warhol from A to B and back again“ bzw. auf Deutsch „Die Philosophie des Andy Warhol von A bis B und zurück“ nach. Man kann dieses Standardwerk, dieses Jahrhundertbuch nicht oft genug empfehlen und muss es jedem ans Herz legen, der sich für folgende Themenbereiche interessiert: Liebe – Schönheit – Ruhm – Arbeit – Zeit – Tod – Geld – Atmosphäre – Erfolg – Kunst – Rang und Name – Strahlender Glanz – Unterhosen.


In diesem Buch stehen zu 76 Prozent unumstößliche Wahrheiten und zu 83 Prozent sehr witzige Sachen. Nach Adam Riese sind also auch zugleich witzige und unumstößliche Wahrheiten dabei, was man ja sonst nicht so oft findet. Irgendwo stand einmal, ich glaube es war in der Zeit, man brauche eigentlich nur ein Buch, nämlich Shakespeares gesammelte Werke. Ja, das leuchtet mir auf Anhieb ein, ich finde aber, man braucht auch „From A to B“ (wie wir Kenner es liebevoll nennen).


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Zurück zu den Blusen, zurück zum Blusentyp. Meine fünf liebsten Blusen sehen wie folgt aus:

Claudie Pierlot

In diese Bluse bin ich regelrecht verliebt. Der Gedanke, dass sie irgendwann einmal kaputtgehen wird, macht mich jetzt schon traurig.

Kookai

Wenn ich seriös aussehen will, ziehe ich diese Bluse an. Kookaï war in den Achtzigern eine große Nummer und eine meiner Lieblingsmarken – ganz schwer zu bekommen damals in Deutschland. Bis in die späten Neunziger hinein gab es am Kurfürstendamm einen Kookaïladen, der dann irgendwann weg war. War wohl nicht mehr angesagt. Jetzt ist Kookaï wieder da. Etwas bescheidener, aber auch in schlechterer Qualität, wie ich finde.

Folgende Seidenbluse verstehen viele Leute nicht. Ich aber schon! Und natürlich meine Kollegin Wilhelmine, die mich um diese Bluse ein wenig beneidet. Ich finde, diese Bluse ist eine äußerst gelungen Mischung aus Großmutterstil und Magnum, oder etwa nicht?

Jill Stuart

Apropos Seidenblusen. Vor sehr vielen Jahren habe ich einmal für eine Regisseurin als Babysitterin gearbeitet, die mir seinerzeit steckte, dass Filmleute am Set ausschließlich Seide tragen, da Seide im Sommer kühlt und im Winter warm hält. Ist wohl was dran.

Das nächste Exemplar trage ich seit ich weiß nicht wie vielen Jahren. Und davor wurde sie von meiner Mutter getragen. Man kann die beiden Stoffdinger vorn entweder zu einer riesigen Schleife binden oder aber lässig herunterhängen lassen. Très chic auch unter einem Strickpulli. Ein vielseitiges Stück!

Clarina

Meine fünfte Lieblingsbluse ist leider gerade in der Wäsche:

Miu Miu

Der Untergrund changiert lila und blau, mit so roten Dingern drauf. Punkte nennt man die, glaube ich! Bei dieser Bluse heißt es aufpassen, dass man nicht in die Niedlichkeitsfalle tappt. Was man leicht vermeiden kann, indem man etwas Komisches dazu anzieht oder etwas Prolliges. Eigentlich ganz einfach.

Wo seid Ihr der Typ für und wofür nicht?

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1. Dezember 2012

Die Top 3 der einflussreichsten Persönlichkeiten in meinem Haushalt

Das Jahr 2012 geht dem Ende zu, Zeit Bilanz zu ziehen, Zeit für die Top 3 der einflussreichsten Persönlichkeiten in meinem Haushalt. Wer hatte 2012 die Fäden in der Hand? Wer hat am Rad der Geschichte gedreht?


Platz 3: Ich selbst
Nach Jahren als unangefochtene Nummer eins in Sachen „Einflussreichste Persönlichkeit in meinem Haushalt“ gibt es für mich dieses Jahr nur einen dritten Platz. Deutet sich hier etwa ein Machtwechsel an? Bin ich etwa amtsmüde? Wohl kaum! Ist alles Taktik – in einer konstitutionellen Monarchie ist ja auch der König de iure die Nummer eins, aber wer hat de facto mehr Einfluss? Richtig, der Premier. 

Trendprognose 2013: 


Platz 2: Ludmilla
Ludmilla ist unsere sogenannte Putzhilfe, wobei Putzhilfe die völlig falsche Bezeichnung ist. Wenn, dann bin ich die Putzhilfe. Einmal habe ich Ludmilla die Tür aufgemacht, ich hatte gerade Putzhandschuhe an. Ludmillas Kommentar: „Rosine, was machst Du? Putzen? Hahahahahahahahahahahahaha!“. Ludmilla spricht zwar nicht besonders gut Deutsch, aber definitiv besser als ich Ukrainisch, und ganz wichtig: Ludmilla hat einen geheimen Plan, wenn nicht gar einen geheimen Fünfjahresplan bezüglich der Sauberkeit und der Ordnung in meiner Wohnung. Dank Ludmilla habe ich a) gelernt loszulassen, weiß ich b) was ein Staubmagnet bzw. Staubmagnät ist, finde ich c) Symmetrie doch ganz schön, habe ich d) erfahren, dass der bedeutendste Träger des Nachnamens Schewtschenko nicht Andrij Schewtschenko ist, der Fußballspieler, sondern Taras Schewtschenko, der wichtigste ukrainische Dichter, und bin ich e) im Besitz eines sehr komplizierten, aber durchaus wirksamen uralten ukrainischen Hausrezeptes gegen Kopfschmerzen, bei dem man sich rohe Kartoffelscheiben mittels eines Handtuchturbans um den Kopf wickeln muss. Wenn ich Veränderungen in der Wohnung vornehme, ertappe ich mich dabei, wie ich denke „Ah, das wird Ludmilla gut finden!“ oder „Ob das Ludmilla gefallen wird?“ oder „Hoffentlich findet Ludmilla das gut!“. Seit einiger Zeit kommt Ludmilla nicht mehr nur alle 14 Tage, sondern einmal in der Woche. 

Trendprognose 2013: 



Platz 1: „Der Katzo“
Wie jeder Diktator trägt der Kater neben seinem offiziellen Namen Schnickschnack zahlreiche verherrlichende Beinamen wie beispielsweise „Der schwarze Hai“,  „Der schwarz-weiße Massai“, „komischer kleiner Kater“ oder ganz einfach „Der Katzo“ beziehungsweise „Der König“. Und wie jeder andere Diktator setzt auch der Katzo mittels Erpressung, Zuckerbrot-und-Peitsche, Terror, Auf-den-Teppich-Kotzen und Gute-Stimmung-Machen die absurdesten Regelungen durch. Die Mitternachtsgratifikation und das sogenannte Vier-Uhr-Frühstück sind noch die harmlosesten davon! Fenster dürfen nicht gekippt, Zimmertüren nicht geschlossen und Sessel nicht verrückt werden, der Balkon muss mit einem hässlichen Netz „gesichert“ werden (es könnte ja jemand auf die Idee kommen, von dort die Republik auszurufen) und vieles mehr. In letzter Zeit vertut sich der komische kleine Kater öfter Mal gehörig, wenn er von einem Möbelstück auf das andere springt. Haut es ihn auf die Schnauze, müssen alle so tun, als ob nichts wäre, und niemand traut sich laut zu sagen, dass der schwarze Hai eventuell so langsam mal eine Brille braucht, es wird gute Miene zum bösen Spiel gemacht, weil, der Katzo ist ja soooo süß, kuck mal, wie süß der Katzo ist, dem Katzo seine Pfoten sind sooooo niedlich und so weiter und so weiter!

Trendprognose 2013: 



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