2. Februar 2009

Lästern und Intrigen schmieden

Gelegentlich überlege ich zwar, was ich besonders gut kann, meist aber grüble ich eher darüber nach, was ich nicht kann. Zum Beispiel lästern, Intrigen schmieden und fiese Allianzen bilden. Kann ich einfach nicht! Ich bringe es nicht auf diesem Gebiet! Ich weiß schon, auf dem Weg in den Himmel wird mir das honoriert werden (und ich will auf jeden Fall in den Himmel kommen), aber im Hier und Jetzt scheint mir dieses Manko eher zum Nachteil zu gereichen. Lästern und Intrigen schmieden muss man heutzutage können, Stichwort soft skills. Mein neues Projekt also: lästern lernen! Und zwar, indem ich Dallas schaue, alle Staffeln, alle Folgen, in ultimativer DVD-Qualität. Als Dallas 1981 in Deutschland anlief, galt die Serie als typisch amerikanischer kulturloser Mist, weil darin nur intrigiert, gelästert und gemobbt wird. Das Wort Mobbing kannte man damals noch nicht, ebensowenig wie das Wort Unterschichtsfernsehen, sonst hätte man die Serie gewiss so genannt. Überhaupt meine ich, in der Schule Folgendes vermittelt bekommen zu haben: Liebe Kinder, ihr seid hier auf dem Gymnasium, eure erste Fremdsprache ist Latein und lästern ist unter eurem Niveau, das machen nur Hauptschüler, denn die schauen ja auch Dallas. Ja, gewiss, es mag auch auf dem Gymnasium Fälle von Lästern geben, aber das sind Gymnasien, die als erste Fremdsprache Englisch anbieten, und bei den lästernden Schülern handelt es sich um welche, die nach der Zehnten abgehen und eine Lehre machen. Sinngemäß, natürlich. Das hat der Rektor nicht in echt gesagt. Aber gedacht. Heutzutage jedenfalls ist Lästern und Intrigen schmieden Pflichtfach von der Ersten bis zur Dreizehnten, abwählen geht nicht. Dallas ist in diesem Fach natürlich Schwerpunktthema, denn von Dallas lernen heißt lästern lernen! Man kann sich Dallas aber auch mit einem ganz anderen approach nähern, beispielsweise indem man nebenher das Nibelungenlied liest, um dabei lustige und interessante Ähnlichkeiten in puncto Erzähltechnik und -struktur zu entdecken. Das berühmte Sprichwort mus also korrekt lauten: Von Dallas lernen heißt lästern und Interessantes über Erzähltechnik lernen. So wird ein Schuh draus! Amerikanische Serien sind einfach toll, toll und nochmals toll.

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3 Kommentare:

Anonymous Anonym

Dass das Nibelungenlied und allerlei Hollywood-Dumpfschinken starke strukturelle Ähnlichkeiten aufweisen, das MUSS natürlich so sein.

Es gibt nämlich nur ein einziges funktionierendes Strickmuster, wie man gute Geschichten herstellt, seien sie dumm oder klug, gedruckt oder verfilmt.

Das ist traditionell seriös von Joseph Campbell beschrieben worden ("The Hero with a Thousand Faces") und modern-utilitaristisch von Christopher Vogler ("The Writer's Journey ", sozusagen das Vademecum des Drehbuchsklaven).

Frau Doktor Zibebe weiß solches aber gewiß ohnehin und wollte mit dieser geschickt gestreuten Randbeobachtung nur gutgläubige Blogleser zu unnnötigen Bildungsbeweisen verleiten. Da bin ich sicher.

Bitte in diesem Fall also oben Stehendes als gegenstandslos zu betrachten.

Geezer

2. Februar 2009 um 17:57  
Anonymous Anonym

Was heißt hier "von der ersten bis zur dreizehnten Klasse" - ich sage nur TURBO-Abitur, noch nie etwas von G8 gehört?

7. Februar 2009 um 10:18  
Blogger ROSINE

Aber nein, Geezer, ich bin doch völlig ahnungslos. Scio me nescire ist mein Credo.

Und 300: 12 Jahre, 13 Jahre, who cares?

8. Februar 2009 um 11:10  

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