30. Oktober 2007

Assoziationssuppe

Angefangen hat es irgendwann vorletzte Woche: Jemand pfiff Misty hinter mir, und ich hatte die Tage darauf nur noch Misty im Kopf. Wann immer ich den Mund aufmachte, kam ... nananaa nanananana nananana nanana misty ... heraus. Eigentlich gibt es da nichts gegen einzuwenden, ist ja schließlich ein sehr schönes Lied. Ein Jazzklassiker. Und irgendwann verschwinden diese Ohrwürmer ja auch wieder. Jedoch: Ich hatte die Rechnung einmal mehr ohne den Wirt gemacht. Immer noch Misty im Kopf las ich ein paar Tage später in der Zeitung einen Artikel über Günther Grass, was diese eher üble Assoziationskette auslöste: Günther Grass --> Schnauzbart --> Wolf Biermann --> DDR-Bürgerrechts-Blödelbarde --> Bettina Wegner --> Ohrwurm: ... sind so kleine Hände, winzge Finger dran, darf man nie drauf treten, die zerbrechen dann ... too much Rückgrat und aufrechter Gang. Schlimm. "Zum Glück" kam ich wenig später am U-Bahnhof Westhafen vorbei, der mir folgende Assoziationssuppe einbrockte, an deren Ende ein weiterer unangenehmer Ohrwurm stand: Westhafen --> Westbahnhof --> Monopoly --> Klaus Lage --> Ohrwurm: ... Mo-no-po-ly, Mo-no-po-ly, wir sind nur die Randfigurn in einem schlechten Spiel ... Dideldadeldü. Ist doch keine Musik. Und als ob das nicht schon genug wäre, konnte ich nicht anders - ich beschäftigte mich gerade mit dem afrikanischen Land Liberia - als folgendes zu denken: Liberia --> 'Liberian Girl' von Michael Jackson --> Ohrwurm: ... nakupenda piya, nakutaka piya, mpenziwe, liberian girl, you came and you changed my world ... das Afrikanische da ist übrigens Kiswahili, eine Sprache, die in einigen Ländern Afrikas gesprochen wird. Liberia gehört allerdings nicht dazu. So etwas konnte man sich auch nur in vor-Internet-Zeiten leisten. Man schreibt ein Lied über Liberia, und damit es echt klingt, garniert man es mit afrikanischen Wörtern, egal, Hauptsache es klingt afrikanisch, all the same, kann eh keiner überprüfen, und das ganze wird dann so voodoomäßig geflüstert. Ja, liebe Kinder, so war das damals, man musste sich ständig ein X für ein U vormachen lassen. Heutzutage tippt man bei google nakupenda piya nakutaka piya mpenziwe was ist das für eine Sprache Fragezeichen rein, und schon weiß man, dass Michael Jackson nicht weiß, was für eine Sprache in Liberia gesprochen wird. Tschüss Herrschaftswissen! Aber zurück zu den Ohrwürmern. Man darf gespannt sein, was sich noch so einfindet, hier, bei mir, in meinem Kopf. Alles ist vermint, die ganze Welt ein Trigger. Nun, solange es kein Lied von den Dire Straits ist, will ich nichts sagen. Dideldadeldü.

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27. Oktober 2007

Animismus

Aufgrund einer Panne ("Platten") war ich letzte Woche gezwungen, mein Fahrrad am Ku'damm/Ecke Knesebeck stehenzulassen. Ich bin bisher nicht dazu gekommen, es abzuholen. So langsam mache ich mir Sorgen. Mein Fahrrad so allein in dieser Gegend! Hoffentlich wird es nicht blöd angemacht. Man hört ja so viel in letzter Zeit. Und nachts kann es ja jetzt auch schon empfindlich kalt werden! Vielleicht kommt eine Leserin/ein Leser zufällig dort vorbei und sieht einmal nach dem Rechten?! Es heißt Fantasy Tornado, ist sehr zutraulich, sieht so aus und steht an der südöstlichen Ecke. Das wäre sehr nett, ich schaffs einfach nicht.

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25. Oktober 2007

Die ganz feinen Unterschiede

Nach jahrelangen Feldforschungen, Geheimuntersuchungen und verdeckten Ermittlungen in den sozialen Milieus Berlins bin ich heute endlich in der Lage, meine Theorie der ganz feinen Unterschiede vorzustellen. Es ist eine sehr schlichte Theorie, die - das sage ich nicht ganz ohne Stolz - gerade durch ihre Schlichtheit besticht und überzeugt. Reduced to the max. Deswegen finden sich hier auch keine seltsamen Kategorien wie abstiegsorientiertes, wertkonservatives Aufstiegssmilieu oder autoritätshörige, bildungsferne Leistungsträger. Nein! Seien wir doch mal ehrlich: Sooo komplex ist unsere Gesellschaft nun auch wieder nicht gestrickt. Es ist nämlich in Wirklichkeit ganz einfach, das haben meine Untersuchungen ergeben (und Pierre Bourdieu wußte es schon immer): Es gibt genau zwei entscheidene Faktoren, die soziale Milieus bilden. Das ist einmal das kulturelle Kapital (Bildung), und zum anderen das ökonmische Kapital (Geld):


Wie man dem Schaubild entnehmen kann, gibt es drei Stufen des kulturellen Kapitals und drei Stufen des ökonomischen Kapitals. An diesen Stufen gibts übrigens nichts dran zu deuteln, sehr viel Geld bedeutet sehr viel Geld, und kein Geld bedeutet kein Geld. Ganz einfach. Überhaupt: Sehr viele Menschen glauben, Geld bedeute irgendetwas anderes. Das ist aber falsch. Geld bedeutet Geld. Wer kennt nicht das berühmte Sprichwort Geld ist Geld und Schnaps ist Schnaps? Eben. Aber zurück zum Schaubild. Die unterschiedlichen kulturellen Kapitale können sich nun mit den ökonomischen Kapitalen verbinden wie sie wollen, außer - und jetzt kommt das erste bahnbrechende Ergebnis meiner Untersuchung - sehr viel Bildung und sehr viel Geld gehen selten Hand in Hand. Ich möchte sogar die These aufstellen, dass sie sich gegenseitig ausschließen. Tut mir leid, ist aber so. Ist nicht auf meinem Mist gewachsen. Ferner gibt es bestimmte Insignien, die einerseits Aussagen über das ökonomische Kapital ermöglichen und zugleich erschreckende Rückschlüsse auf das kulturelle Kapital zulassen: Das sind die SUVs (Sport Utility Vehicles) und die Grunewaldvillen:


Also, ganz einfach, wer sehr viel Geld und keine Bildung hat, hat eine Grunewaldvilla und ein SUV. Wer kein SUV hat, hat auf jeden Fall sehr viel Bildung usw.usf. Hier noch ein Schaubild, mit dem man auf spielerische Art und Weise seine Mitmenschen hinsichtlich ihres sozialen Milieus einordnen kann:


Ich nehme mal mich als Beispiel. SUV? Besitze ich nicht, also Nein. Grunewaldvilla? Nein, habe ich nicht. Ergebnis: Sehr viel Bildung, kein Geld. Irre! Das stimmt genau! Übrigens: Wer den Test macht und mit dem Ergebnis nicht so ganz zufrieden ist, dem sei gesagt, dass es noch einen dritten Faktor gibt, den ich aber wegeskamotiert habe, um meiner Studie mehr Brisanz zu verleihen: Es handelt sich um das soziale Kapital. Das soziale Kapital ist so eine Art Herzensbildung; wenn man davon ganz viel hat, kann man natürlich einiges wettmachen. Auch wenn man einen SUV und eine Grunewaldvilla besitzt, und dadurch im keine Bildung, sehr viel Geld-Milieu gelandet ist.

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18. Oktober 2007

Cheap & Chic

Au mann, ich bin völlig fertig. Ich habe heute zum ersten Mal in meinem Leben etwas gestohlen. Ich weiß so gut wie jede/jeder andere auch, dass stehlen verboten ist, und dennoch: Zwei Paar dunkelrote Lederhandschuhe, aus allerfeinstem Kalbsleder, das eine schlicht, von Roeckl, das andere - typisch Moschino - mit kleinen Knöpfchen und allerlei Zierat. Wirklich, ich bin völlig fertig deswegen. Es war zwar nur ein Traum, aber dennoch: It's not right (but it's okay). Was mich jetzt im Nachhinein ärgert: Wieso habe ich statt der Moschino-Teile nicht die mittelbraunen, schlichten Lederhandschuhe genommen, die ich wirklich brauche! Moschino! Ts. Ist doch gar nicht mein Stil, das bin doch nicht ich bzw. das bist doch nicht du, Rosine! Mittelbraune Handschuhe hätte ich gebraucht, so für alle Tage, die zu meinen anderen Sachen passen. Moschino. Irks. Trägt doch kein Mensch.

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14. Oktober 2007

Rogers High School, 1981

Liebe Leserin, lieber Leser, ich grüße Sie – landauf, landab – und heiße Sie recht herzlich hier in meiner kleinen Parallelwelt willkommen. Heute erstens mit einigen Einblicken in meine personality und zweitens mit einem feature zum Thema

Musik --> Popmusik --> Indie Pop.

Was das ist? Keine Ahnung. Indie Pop heißt manchmal auch Post Punk und ist, weil es sich um Popmusik handelt, das Gegenteil von Rockmusik. Rock und Pop gehen nicht zusammen, deswegen gibt es auch die Jugendzeitschrift Poprocky nicht mehr. Pop und Rock in einem Heft --> völlig falsches Konzept. Ich habe sowieso nie verstanden, wieso manche Leute auf einer Opposition zwischen Pop und Punk bestehen. Zumindest in meiner kleinen, heilen Welt ist Punk ein Teil von Pop und beide stehen der Rockmusik, Achtung, diametral gegenüber. Der Unterschied von Pop und Indie Pop liegt im Bekanntheitsgrad. Pop-Bands haben eine große, Indie Pop-Bands eine kleine Fangemeinde. So. Die Fronten sind geklärt.

Wer Indie Pop sagt, muss auch Throwing Muses sagen, und ich bin dem Vater von Kristin Hersh sehr dankbar, dass er von Atlanta nach Newport, Rhode Island, zog, sodass seine Tochter an der dortigen Rogers High School alsbald ihre zukünftige Stiefschwester Tanya Donelly kennen lernen und mit ihr die Throwing Muses gründen konnte (mir wird immer ganz flau, wenn ich bedenke, was alles hätte NICHT passieren können, wenn nur Details bestimmter Lebensabläufe anders gewesen wären).

Die Legende also will es, dass Kristin Hersh 1981 mit ihrer Schwester Tanya Donelly die Throwing Muses gründete. Neuere Forschungen haben übrigens ergeben, dass die Throwing Muses schon immer Throwing Muses hießen, und nicht etwa The Muses oder Kristin & The Muses. Außerdem vermeldet die Legende ein Demotape (The Doghouse Cassette) mit einem number-one college radio hit (Sinkhole) im Jahre 1984. Es folgen einige LPs mit u.a. den schönen Titeln Hunkpapa, The Fat Skier und The Real Ramona. Hier kann man sich Counting Backwards, ein sehr Throwing Muses-typisches Lied, anhören und -sehen (links Kristin Hersh, rechts Tanya Donelly).

1991 stieg Tanya Donelly bei den Throwing Muses aus, um zunächst bei den damals noch nicht besonders bekannten The Breeders mitzumachen: Safari ist eines meiner Lieblingslieder und besonders mag ich die konzentrierte Art des Donellyschen Gitarrenspiels (zweite von links). Ob es für oder gegen Tanya Donelly spricht, dass den Breeders nach ihrem Weggang mit Cannonball der große Durchbruch gelang, vermag ich nicht zu beurteilen. Ich grüble jedoch darüber nach, ob es eventuell etwas zu bedeuten hat, dass Kim Deal in dem Canonball-Video denselben, ich betone: denselben, tannengrünen Anzug anhat, den Tanya Donelly im Safari-Video trägt.

Anyway, nach dem kurzen Breeders-Intermezzo gründete Tanya Donelly eine neue Band namens Belly. Feed The Tree war seinerzeit eine Art Hit. Heutzutage wandelt Tanya Donelly auf, Achtung, Solopfaden. Hier The Bright Light.

Ich bin keine große Freundin des age-appropriaten Verhaltens. Es gibt gewiss Ausnahmen, aber in den meisten Fällen, finde ich, sollte man unabhängig vom Alter das tun, was man tun möchte. Dass Kristin Hersh (41) mit ihrer neuen Combo 50 Foot Wave prima Post Punk Musik macht, finde ich dementsprechend mehr als super.

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