28. September 2007

Serious Dark Circles

Heute ist Freitag. Freitag = friday = casual friday. Was also folgt, bevor ich raus in die Hamptons fahre, ist ein Eintrag im lockeren Plauderton, ein Eintrag, in dem formale Anforderungen einmal nicht so ernst genommen werden, ein Eintrag im casual-friday-Look. Persönliches wird eine Rolle spielen, Internetsprache und ein assoziativer Stil könnten eventuell zum Einsatz kommen. Lol.

Ich war bisher der Überzeugung, meine Probleme stammten aus der Kategorie Probleme, die andere gerne hätten bzw. Du hast Probleme!-Probleme. Stimmt aber nicht. Ich habe ernsthafte Probleme. So sieht es jedenfalls die Mitarbeiterin der Galeries Lafayette: "Ich sehe, Sie haben ein ernsthaftes Problem!" Wie, was, wo? Was für ein Problem? Hat etwa mein erboster Ehemann meine Kreditkarte(n) sperren lassen? Ich habe doch gar keinen Ehemann. Und schon gar keine Kreditkarte(n). Ich habe eine EC-Karte von der Postbank Stuttgart. Außerdem habe ich schon bezahlt. "Serious dark circles - da kann man jetzt aber etwas dagegen tun!" erklärt die Galeries-Lafayette-Mitarbeiterin freundlich und steckt mir eine schlechte Schwarzweißkopie zu mit so Infos drauf für eine Creme gegen Augenringe.


Wieso eine Kopie? Wieso kein Hochglanzprospekt? Ist das eine illegale Substanz? Einiges deutet darauf hin, die verschwörerischen Blicke der Verkäuferin, ihr Hinweis auf andere zufriedene "Kundinnen", vor allem jedoch der Preis: 125€ für 15ml. Überleg. Für 125€ kann man sich auch ein Gramm Schickeria-Kokain bzw. zwei Gramm Szene-Kokain kaufen. Damit kann man die Augenringe auch vergessen machen. Ist aber auch illegal. Seufz.

Neues Problem powered by Lafayette. Kopfschüttel. Ich fass es nicht. Serious Dark Circles. Damit muss ich erst mal klar kommen, mit diesem Problem.

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23. September 2007

U-Bahnhof-Fliesen-Rätsel N°11

Leser des Adelsblattes "Wir Adligen" könnten beim heutigen Rätsel das entscheidende Quentchen bzw. Quäntchen Wissen mehr haben, das sie zur Lösung führt. Der gesuchte Bahnhof nämlich wurde nach der Großmutter des Ehemannes von Prinzessin Caroline von Monaco benannt.


Alle anderen, z.B. die Leser des Eisenbahner-Magazins "Schienenersatzverkehr" oder Mitarbeiter der BVG-Hauspostille "BVGplus", können vielleicht mit diesem Tip bzw. Tipp etwas anfangen: Innerhalb des gesuchten Bahnhofs gab es seit der Eröffnung im Jahre 1910 bis vor einigen Jahren keine einzige Uhr!

Rätselhaft, nicht? Mochte die Großmutter des Ehemanns von Prinzessin Caroline keine Uhren? Hatte sie vielleicht gar eine Uhrenphobie? Oder war es vielleicht seinerzeit ein offenes Geheimnis, dass die Großmutter des Ehemannes von Prinzessin Caroline von Monaco die Uhr nicht lesen konnte, und man verzichtete auf Uhren im Bahnhof, um IKH Großmutter des Ehemannes von Prinzessin Caroline von Monaco nicht zu beleidigen? Oder verzichtete man auf die Uhren, um zu vermeiden, IKH könne denken, aha, das einfach Volk will mir mit diesen Chronometer, vulgo: Uhren, wohl signalisieren, dass die Zeit der Adligen abgelaufen ist!

Fragen über Fragen, die Welt der Adligen betreffend.

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16. September 2007

Komm nach Hause, verlorener Quilt!

Bei uns gänzlich unbekannt, in Amerika aber ein Riesenthema: Das Trauma der verlorenen und gestohlenen Quilts. So heißt es auf der Seite der Lost Quilt Come Home-Organisation:
Lost quilts? Stolen quilts? Most quilters never consider the possibility until they experience the trauma of a missing quilt. On the Lost Quilt Come Home Page, pictures of lost and stolen quilts are displayed with the hope that some missing quilts will be recovered.
Quilts sind nicht nur sehr amerikanische Handarbeitsstücke, sondern sie scheinen, wenn sie abhanden kommen, dies auch auf sehr amerikanische Arten und Weisen zu tun: Barbara z.B. ist sich sicher, dass ihr Quilt, den übrigens ihre Großmutter roundabout 1940 gefertigt hat, verwendet wurde, um ein Gewehr einzuwickeln, welches wiederum 1974 aus ihrem Haus gestohlen wurde. Oder nehmen wir Vicky. Vicky hat ihrem Sohn, der bei der Navy ist, per Post einen selbstgemachten Quilt geschickt, der nie angekommen ist. Ein Stranger hat das Päckchen unrechtmäßig entgegengenommen! Den Quilt, so Vicky, hat sie aus patriotic fabrics genäht. Was, fragt sich die interessierte, nicht-amerikanische Leserin, sind patriotische Stoffe? Egal. Denn da ist ja noch Jen. Jen vermisst einen Quilt mit einer großen, handapplizierten Amerikakarte in der Mitte. Ach, man könnte stundenlang weiterlesen! Die Amis! Ein seltsames, ein lustiges Völkchen! Sehr erhellend ist die Rubrik How Do Quilts Become Missing? Dort erfährt man: Der Löwenanteil aller verschwunden Quilts was stolen from a car. Die wenigsten Quilts gehen hingegen in Tornados verloren. In absoluten Zahlen ganze zwei Stück, von denen einer sogar wieder aufgetaucht ist, wie man in der Rubrik Happy Endings! Recovered Quilts lesen kann. Übrigens: Quilter müssen nicht nur gut auf ihre Quilts, sondern auch besonders gut auf ihre Gesundheit achten. Deshalb gibt es die prima Broschüre Rx For Quilters: Stitcher-Friendly Advice for Every Body von Susan Delaney Mech, M.D. Denn, so Dr. Susan Mech, "as much as we love quilting, we need to admit that it is a sedentary activity. It may stretch our imagination and feed our soul, but it will not exercise our bodies."

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10. September 2007

Die Karten werden neu gemischt

Grad frisch reingekommen ist folgende Meldung: Ich habe endlich angefangen, an meinem amerikanischen Jahrhundertroman zu schreiben. Allerdings habe ich ein wenig umdisponiert bzw. umgesattelt. Statt des amerikanischen Jahrhundertromans inkl. einer panoramaartigen Schilderung der amerikanischen Geschichte seit 1492 und einer messerscharfen, sezierenden Analyse der amerikanischen Gesellschaft, die ich den Leserinnen und Lesern auf einem „literarischen“ Silbertablett zu servieren vorhatte, habe ich nun einen deutschen 3-Euro-Heftroman konzipiert. Es wird ganz schön affirmativ zugehen in diesem 75-Cent-Groschenroman, Stereotype und einfache sprachliche Mittel werden auf jeden Fall einen breiten Raum einnehmen, ganz zu schweigen von den schablonenhaften Charakteren. Die Handlung des Heftchenromans wird sentimental und melodramatisch sein, und selbstverständlich wird auf vereinfachende und klischeehafte Weise mit Themen wie z.B. Liebe umgegangen. Das Ganze wird sich auf internationalem Parkett abspielen:
Jamie Westermann, eine zierliche und zugleich selbstbewusste 22-jährige Dolmetscherin aus Düsseldorf, bekommt ihren ersten Job bei der UNO in New York. New York! The city that never sleeps! Gleich an ihrem ersten Tag lernt Jamie den attraktiven und geheimnisvollen Völkerrechtler Dr. Michael Frazier kennen. Spielt Dr. Frazier ein doppeltes Spiel? Jamie weiß weder ein noch aus, als plötzlich Timo Städtler, mit dem Jamie seit zwei Jahren eine on-/off-Beziehung führt, vor der Tür („door“) steht. Setzt Timo etwa alles auf eine Karte? Und welche Rolle hat das Schicksal in diesem Dreier-Quartett Jamie zugedacht?
Es ist übrigens zu null Komma null Prozent unlogisch, dass Jamie mit 22 bereits bei der UNO als Dolmetscherin arbeitet, denn: Jamies Mutter, Cornelia Westermann, ist seinerzeit, so um 1984 herum, nach der Elften von der Schule abgegangen, weil sie „ihr eigenes Geld verdienen und unabhängig sein wollte“. Bei einem Au-pair-Aufenthalt in Großbritannien lernte Cornelia Ian, einen Vertreter des schottischen Hochadels, kennen - Jamies zukünftigen Vater! Jamie verbrachte die ersten zwölf Jahre ihres Lebens auf einem Schloss in den Highlands und spricht demnach astreines Englisch! Und ihr Vater Ian hat als Adliger natürlich allerhand connections und konnte ihr so den Job bei der UNO organisieren (hier könnte ich vielleicht eine kritische Analyse der britischen Gesellschaft einflechten). Jamies Mutter Cornelia hat übrigens nach der Trennung von Ian zunächst eine Heilpraktiker-Ausbildung gemacht und dann Gregor Zeller, einen Gestalttherapeuten und NLP-Trainer, geheiratet. Cornelia hat noch zwei Kinder bekommen, Leonie und Marvin, um die Jamie sich immer rührend kümmert, wenn sie nach Düsseldorf kommt. Am Ende des Romans wird sich Jamie übrigens nicht nur zwischen Dr. Michael Frazier und Timo Städtler entscheiden müssen, sondern auch zwischen einigen anderen Dingen mehr...

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