22. Juli 2007

Zwei seltsame Gedichte

Heute mal zwei seltsame, rätselhafte Gedichte. Beide Gedichte spielen im Jahr 1957 - ist das nicht superseltsam und rätselhaft? Das eine Gedicht behandelt den Dauerbrenner Anziehen, das andere den Dauerbrenner Abwaschen: Themen, die aufgrund ihrer Brisanz zu allen Zeiten von allen großen Dichtern und Philosophen immer wieder aufs Tapet gebracht wurden. Themen, die heute aktueller sind denn je.
I tell you.

Anziehen 1957
Kostüme machen Appetit
Und Blusen unentbehrlich.
Man trägt sie nach wie vor zum Rock
Zu allen Tageszeiten.
Und ohne Handschuh - Tasche - Hut
Nicht richtig angezogen.
Ein Plissee- oder Faltenrock
Batist - Organdy - Seide.
So wichtig für den Stoffeinkauf,
Korrektheit wird umschmeichelt
- Das durchgeknöpfte Mantelkleid -
Von einem Chiffontüchlein.
Dazu der Krempenhut aus Stroh
Ist das Gewürz der Mode.
Dem schönsten Kleid Vollendung gibt:
Marienkäferbroschen.

Abwaschen 1957
Wichtig ist auch, dass der Abwasch
Nicht hinausgeschoben wird.
Nimm die abwaschbare Schürze,
Der Roman läuft nicht davon.

Abwaschen 1957 - extended version
Wichtig ist auch, dass der Abwasch
Nicht hinausgeschoben wird:
Denn inzwischen hat sich alles
In den Töpfen festgesetzt.
Nimm die abwaschbare Schürze
Aus Arzella oder Chintz,
Komm und runzle nicht die Stirne,
Der Roman läuft nicht davon.

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17. Juli 2007

Etwas über Arndt

Ich kaufte letzthin ein Buch und las es, wie man so schön sagt, durch. Das Buch handelte von Arndt von Bohlen und Halbach, dem letzten Spross der Essener Stahlbarondynastie Krupp. Arndt von Bohlen und Halbach soll in den 70er- und 80er-Jahren ein Jetset-Leben zwischen München, Marrakesch, Blühnbach und, wie man so schön sagt, Palm Beach geführt haben. Wie alle wohlhabenden Menschen litt Arndt von Bohlen und Halbach enorm unter seinem Reichtum. Ich sage nur: goldener Käfig, falsche Freunde etc.pp.bumsfallera. Sehr weise, fast visionär, notiert der kleine Arndt in seinem Tagebuch:
"Ich habe heute lange nachgedacht und habe herausgefunden, daß mich ein Fluch verfolgt (...). Es ist der Fluch des Geldes. Der Reichtum lastet schwer auf mir wie auf anderen Menschen die Armut. (...). Ich gäbe die Hälfte meiner Besitztümer, wenn ich dadurch glücklicher würde."*
Schließlich kann man nie wissen, ob man die andere Hälfte der Gelder nicht doch noch zu irgendetwas gebrauchen kann. Ich berichte dies alles übrigens, um deutlich zu machen, dass ich ein ereignisarmes, wenn nicht sogar ereignisloses Leben führe. Wenn ich nicht gerade aus dem Leben anderer Menschen berichte, denke ich mir alles mithilfe einiger Phantasie aus. Das Ganze hier ist erstunken und, wie wir Experten sagen, erlogen und von der Wahrheit so weit entfernt wie Rüdesheim von Sonthofen, also so ungefähr 330km. Ich lebe mithin in einer sogenannten Traumwelt. "Ja, aber, wo soll man denn sonst leben?", werden mir einige Leser gedanklich und/oder rhetorisch zurufen. Sehe ich genauso. Wo soll man denn sonst leben? In Berlin etwa? Nee, nee, nee.

*Kammertöns, Hanns-Bruno (1998): Der letzte Krupp. Arndt von Bohlen und Halbach - Das Ende einer Dynastie. Hamburg: Hoffmann und Campe, S. 212.

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9. Juli 2007

Bericht aus dem Ruhrgebiet

Schimanski-Jacke on.

*Essen ist, das weiß jeder, der Schreibtisch des Reviers. Was aber vielleicht nicht jeder weiß: Das Untergeschoss des Essener Hauptbahnhofes sieht aus wie eine Großraumdisco der 80er-Jahre.



*Das Ruhrgebiet ist ganz schön hügelig. Tipp: Mit der Tram von Essen-Frintrop runter Richtung Oberhausen. So San Francisco-mäßig. San Francisco = Stadt in den USA.

*Die Fußgängerzone von Gelsenkirchen sieht so aus:



*Den schönsten Tramhaltestellennamen kann Duisburg für sich verbuchen: Thyssen, Tor 30.

*In der Mühlheimer Fußgängerzone gibt es so um die fünf oder neun Eisdielen.

Revier im Griff.
Schimanski-Jacke off.

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