4. März 2007

The Flu vs. Inga Lürsen

Wenn man virengeschwächt den ganzen Tag so in der Gegend herumliegt, und weder Lesen noch Fernsehen so richtig Spaß macht, dann macht man sich halt so seine Gedanken, influenzainspirierte Gedanken wohlgemerkt.

Heute z.B. habe ich mir einen Tatort-Plot ausgedacht. Hab ja nichts zu tun! Ich hab ja Zeit!

Wo war ich? Ach ja, der Plot, folgendes spielt sich ab:

Spaziergänger machen grausigen Fund - weibliche Leiche im Stadtwald, mitte zwanzig - Spurensicherung und Gerichtsmedizin sind natürlich schon da, als die Ermittler eintreffen - die Ermittler ihrerseits wollen sofort, und zwar lieber gestern als morgen, den exakten Todeszeitpunkt, um gleich in alle Richtungen ermitteln zu können - anhand der Körpertemperatur und der Außentemperatur errechnet die Gerichtsmedizin den Todeszeitpunkt des Opfers.

So. Und jetzt kommts.

Das Opfer hatte zum Zeitpunkt des Todes 39,8° Fieber, da es an einer schweren Influenza erkrankt war.

Klar stellen die Gerichtsmediziner bei der Obduktion den veränderten Leukozytenwert fest, aber zufällig hat das Opfer noch eine andere Entzündung im Körper, auf die die Pathologen den seltsamen Leukozytenwert zurückführen: Eine Entzündung am Fuß aufgrund des Besuches des wöchentlichen Sambakurses in neuen, viel zu kleinen Tanzschuhen.

Alles klar? Die Gerichtsmedizin geht natürlich von einer Körpertemperatur von 37° zum Todeszeitpunkt aus und errechnet somit eine völlig falsche Uhrzeit! Die Leiche ist schon viel länger tot! Logisch, dass alle Verdächtigen ein wasserdichtes Alibi haben!

Das Ganze kommt übrigens nur durch Zufall heraus: Die Tochter der Kommissarin geht nl. ebenfalls in den erwähnten Sambakurs! Die kennen sich! Das Opfer hatte der Tochter der Kommissarin noch eine SMS geschickt, komme heut nicht zum Samba, habe (a) Influenza (b) eine üble bakterielle Entzündung am Fuß.

Und dann geht alles Schlag auf Schlag: In Verdacht gerät die Stiefschwester des Opfers (Oksana, mitte zwanzig, Medizinstudentin), denn sie hatte ein Motiv (Eifersucht), sie hatte die Möglichkeit (medizinisches Fachwissen), sie hatte die Gelegenheit (als Stiefschwester war es für sie überhaupt kein Problem, die kranke Schwester unter einem Vorwand in den Stadtwald zu lotsen).

Oksana schweigt zu den Vorwürfen, und zwar um ihren Vater Jurij, einen Russisch-Dozenten an der örtlichen VHS, zu decken (denn sie weiß, dass man ihr den Mord nicht nachweisen wird können, in dubio pro reo, sie hat auch mal ein paar Semester Jura studiert).

Jurij und seine Tochter Oksana waren nl. Anfang der 90er-Jahre aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland gekommen, und Jurij hatte sich sofort eine Existenz als Russisch-Dozent aufgebaut. In einem seiner Kurse lernte er auch Verena, seine zukünftige Frau und die Mutter des Opfers kennen. Aber Verena hat sich in all den Jahren, das stellt sich alles nach und nach raus, nie mit ihrer neuen Stieftochter Oksana anfreunden können, im Gegenteil, sie hat sie behandelt wie eine Dienstmagd, ihre eigene Tochter aber wie eine Prinzessin (modernes Aschenputtelmotiv).

Jurij sah nur eine Möglichkeit, seiner Tochter zu helfen: Er musste seine Stieftochter aus dem Weg räumen, obwohl er sie ebenso gern hatte wie seine eigene Tochter (russisch-tragisches Motiv).

Jurij hatte übrigens nicht nur Motiv und Gelegenheit, sondern, wie sich später rausstellt, auch die Möglichkeit: Er war in der ehemaligen Sowjetunion als Gerichtsmediziner (medizinisches Fachwissen!) tätig! Aber aufgrund von Marxismus-Leninismus-KGB-Verwicklungen hat er das bei der Ankunft in Deutschland verschwiegen und sich als Russisch-Dozent ausgegeben!

Ich finde, das wäre ein sehr guter Plot für Bremen. Für Inga Lürsen und ihre komische Tochter.

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2 Kommentare:

Anonymous Anonym

Und wer von unseren deutschen Stars spielt Jurij, Oksana, Verena und das Opfer? Obwohl - das Opfer ist ja eh nur 2 sek zu Beginn zu sehen, ist deshalb eigentlich egal. Aber bei den anderen würde es mich mal interessieren.

5. März 2007 um 21:35  
Blogger ROSINE

Also, Justhino, pass auf: Jurij wird natürlich von Vadim Glowna - wem sonst? - gespielt. Julia Hummer ist Oksana, das Opfer darf Lavinia Wilson spielen.

Aber die Mutter/Verena? Hmhmhm, keine Ahnung. Ist ja auch nicht ganz einfach zu interpretieren, diese sehr anspruchsvoll angelegte Rolle! Geradezu eine Herausforderung mit Grenzerfahrungspotential, worauf Schauspieler ja bekanntlich stehen.

6. März 2007 um 19:54  

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